The Dead Don't Die
Jim Jarmusch, USA, 2019o
Dans la sereine petite ville de Centerville, quelque chose cloche. La lune est omniprésente dans le ciel, la lumière du jour se manifeste à des horaires imprévisibles et les animaux commencent à avoir des comportements inhabituels. Personne ne sait vraiment pourquoi. Les nouvelles sont effrayantes et les scientifiques sont inquiets. Mais personne ne pouvait prévoir l'évènement le plus étrange et dangereux qui allait s'abattre sur Centerville : The Dead Don't Die – les morts sortent de leurs tombes et s'attaquent sauvagement aux vivants pour s'en nourrir. La bataille pour la survie commence pour les habitants de la ville.
Entre ironie et élégance, Jim Jarmusch lâche les morts vivants sur un monde en proie à une catastrophe écologique.
Thomas SotinelNoir… et très drôle.
Olivier JoyardDriver, Bill Murray und Chloë Sevigny sorgen als Cop-Trio für lethargischen Humor, während Tilda Swinton als schottische Bestatterin überirdisch cool das Samurai-Schwert schwingt und zahlreiche Gaststars sich die Klinke respektive Gedärme in die Hand geben. Wahrhaft grauslich ist aber nur der Holzhammer, mit dem Jim Jarmusch uns die selbstreferenzielle Zombie-Apokalypse als Satire aufs seelenlose Konsumentendasein einbläut.
Julia MarxEs wird nicht dunkel in Centerville, um acht Uhr nicht, um neun nicht, um zehn nicht. Die Bewohner wundern sich. Was geht nur vor? Jim Jarmuschs Zombieapokalypse besticht hauptsächlich durch ihr Staraufgebot: Bill Murray, Adam Driver und Chloë Sevigny sind die Polizisten des Ortes. Steve Buscemi ein Farmer mit einem "Make America white again"-Basecap; RZA von Wu-Tang ist der Paketbote; Selena Gomez ein Teenie auf Durchreise; Tom Waits ein im Wald lebender Einsiedler. Sie tun sich angesichts des Weltuntergangs zusammen. Das kann nicht gut enden.
Juliane LiebertGalerie photoso
In «The Dead Don’t Die» bezieht Jim Jarmusch den Untoten-Aufmarsch auf die Trump-Ära. Auf dem roten Teppich ging es weniger politisch zu und her.
Von weitem sah es so aus, als sei Tilda Swinton im Kettenhemd an die Cannes-Eröffnung gekommen. Es waren aber nur die funkelnden Dinger an ihrem Kleid, die diesen Eindruck entstehen liessen. Unterwegs zum roten Teppich hielt sie kurz an, um ihren Namen auf hingestreckte Zettel zu kritzeln, und ein Fan hielt ihr tatsächlich ein Plakat von «Avengers: Endgame» entgegen. Das konnte sie aber auch gleich unterschreiben, denn da spielt Tilda Swinton ja auch mit, als The Ancient One. Nachher joggte sie rüber zu den Kollegen Jim Jarmusch, Bill Murray und Adam Driver, um mit der Zombiekomödie «The Dead Don’t Die» das Festival zu eröffnen.
Soll also niemand sagen, in Cannes kämen nicht verschiedene Welten zusammen. In «The Dead Don’t Die» waren es die Totenwelt und die Welt der Lebenden: Im malerischen Örtchen Centerville, wo David Lynch bestimmt noch eine Neuauflage von «Twin Peaks» drehen könnte, geschehen ein paar seltsame Dinge. Am Abend wird es nicht mehr richtig dunkel, und das Lokalfernsehen erreichen immer mehr Berichte über aggressiv gewordene Haustiere. Haben diese Vorkommnisse etwas damit zu tun, dass die Erde aus ihrer Achse gesprungen ist, seit die USA an den Polarkappen mit Fracking begonnen haben? Wahrscheinlich schon.
Poplinker Agitprop
Dass der junge Tankwärter einen George-Romero-Pin trägt, deutet jedenfalls darauf hin, dass die Zombiehorde nicht mehr allzu weit entfernt ist. Als die Untoten dann ins Städtchen einfallen, hat man eigentlich bereits alles verstanden, was Jim Jarmusch hier sagen möchte: Der Bauer in Centerville trägt ja ein «Make America White Again»-Cap, derweil alle anständigen Kleinstadtmenschen ein flaues Gefühl im Magen kriegen, weil die Welt auf einmal so sonderbar geworden ist. Der Zombie-Aufmarsch als Parabel für die Trump-Ära also, oder anders gesagt: So müde waren die Untoten im Kino schon lange nicht mehr.
Als Elder Hipster des amerikanischen Indie-Kinos muss Jim Jarmusch, der sich in «Only Lovers Left Alive» ja auch schon die populäre Mythologie des Vampirs vorgenommen hat, natürlich auch ein paar selbstreferenzielle Scherzchen machen über die Unmöglichkeit, heute noch einen Zombiefilm zu drehen. Wahrscheinlich gehört da auch der Gag dazu, dass die Wiederauferstandenen mit leuchtendem Display in der Hand das Wort «Wifi» gurgeln – denn so etwas kann man ja nur als Meta-Witz darüber verstehen, dass der Zombie als sozialkritische Metapher nun wirklich ausrangiert gehört. Oder war das etwa lustig gemeint?
Richtig sicher scheint sich Jim Jarmusch auch nicht zu sein, wie witzig er das alles noch findet. So eindeutig, wie er den Zombiestoff auf die politische Situation hin plättet, wirkt vieles einfach nur noch flach. Die grösste Ironie dabei ist vielleicht, dass der ultracoole Regisseur von «Stranger than Paradise» heute zu jenen gehört, die meinen, sie kämen mit ihrem poplinken Agitprop irgendwie davon, solange sie ihn mit ein paar reflexiven Scherzen auf die filmische Form und die Geschichte des Genres brechen.
Das reicht aber nicht, weshalb Jarmusch wohl auch immer so viele grossartige Schauspieler anstellt: Ihre Auftritte haben das Überschiessende, das dem Film insgesamt fehlt. Diese Tilda Swinton zum Beispiel wieder: In Centerville ist sie die Bestatterin mit knalliger Schminktechnik und grossen Fähigkeiten am japanischen Samuraischwert, und so etwas kann man getrost einfach laufen lassen.
Und dann gab es noch die unsterbliche Szene, in der Iggy Pop einem Grab entstieg und im amerikanischen Diner eine Kanne abgestandenen Kaffee runterkippte. Er verrenkte kurz den Kopf und würgte ein «Coffee!» hervor, und einen Moment lang gab es nichts Besseres auf der Welt.