Three Faces

Jafar Panahi, Iran, 2018o

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Une célèbre actrice iranienne reçoit la troublante vidéo d’une jeune fille implorant son aide pour échapper à sa famille conservatrice... Elle demande alors à son ami, le réalisateur Jafar Panahi, de l’aider à comprendre s’il s’agit d’une manipulation. Ensemble, ils prennent la route en direction du village de la jeune fille, dans les montagnes reculées du Nord-Ouest où les traditions ancestrales continuent de dicter la vie locale.

Ein Mädchen schickt das Video ihres scheinbaren Selbstmords an die Schauspielerin Behnaz Jafari. Diese bricht daraufhin mit Jafar Panahi in die iranischen Berge auf, um herauszufinden, was geschehen ist. Erneut dreht der noch immer unter Berufsverbot stehende Regisseur Panahi mit einfachsten Mitteln einen Film, in dem sich Sozialrealismus, Witz und Reflexion über das Kinoerzählen wie selbstverständlich verbinden. Respekt vor der Tradition und Sehnsucht nach (westlicher?) Freiheit zeigt er gleichermaßen. 100 vordergründig unspektakuläre Minuten Film, die heller leuchten als manche überfrachtete Millionenproduktion.

Juliane Liebert

Seit acht Jahren lastet auf Jafar Panahi («Taxi Teheran») ein Berufsverbot. Aber er hat nie aufgehört, Filme zu drehen, und wenns nicht so zynisch klänge, möchte man behaupten, die Schikanen hätten ihn erst recht kreativ gemacht: Origineller und subversiver als er dringt keiner vor zum Herzen iranischer Skurrilitäten und Finsternisse.

Christoph Schneider

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The Guardian, 12/05/2018
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Variety, 30/06/2018
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Tages-Anzeiger, 27/12/2018
Einer, der nicht tut, was man ihm sagt

In «Three Faces» fährt der widerborstige iranische Regisseur Jafar Panahi ins karge Aserbeidschan und erzählt von den Frauen seines Landes.

De Christoph Schneider 

Jemand hat mal geschrieben, der iranische Regisseur Jafar Panahi habe doch eine ganz ansehnliche Karriere gemacht, einfach weil er nicht tue, was man ihm sage. Es klang ein wenig missgünstig, nach Masche. Hoffentlich wars nicht so gemeint. Denn die Kühnheit, sich Freiheiten zu nehmen in der Unfreiheit, ist unter iranischen Umständen bemerkenswert. Dass Panahi arbeitet, ist der Ausdruck von trotzigem Überlebenswillen, und ein neuer Spielfilm wie «Three Faces» ist eigentlich ein Wunder aus List und gelebtem Jetzt-erst-recht.

Auf dem Mann lastet ja in der Heimat, die er sich nicht nehmen lässt, ein Berufsverbot seit acht Jahren. An Auslandsreisen ist nicht zu denken, und immer noch gilt scheinbar die nie praktisch umgesetzte Verurteilung zu sechs Jahren Haft. Aber Panahi hat nie aufgehört Filme zu drehen. Sie erreichen die Öffentlichkeit als Konterbande, und sie gewinnen Preise, 2015 den Goldenen Bären in Berlin für «Taxi Teheran». Für «Three Faces» gabs dieses Jahr den Drehbuchpreis in Cannes.

Der aktuelle Film erzählt die Geschichte einer Reise, einer ­Suche und vielleicht einer Rettung. Und wenns nicht zu zynisch klänge, möchte man behaupten, all die Schikanen zu Hause hätten Panahi erst recht kreativ gemacht: Origineller und subversiver als er dringt keiner vor zum Herzen iranischer Skurrilitäten und Finsternisse.

Wahrheit oder Montage?

Er hat dafür wieder das Auto genommen. Eine wunderbar filmische Erfindung, so ein Wagen. Er erlaubt den Blick auf das und, wenn nötig, die Flucht vor dem Theater der Realitäten. Man kann Wirklichkeiten zu- und wieder aussteigen lassen oder durchs Fenster mit ihnen konversieren. Das Auto ist dann Bühne psychologischer Dramolette, liebenswürdiger und lebensgefährlicher, sie summieren sich zur Tragikomödie einer Zivilisation. Der Begriff «Erfahrung» gewinnt an Buchstäblichkeit, und manchmal weiss man nicht, wo Welt endet und Kino beginnt. Ohne Auto wär es ausserdem in «Three Faces» gar nicht gegangen, denn ins aserbeidschanische Bergland, wo das spielt, ist es weit.

Zu Beginn erreicht eine Videobotschaft den Regisseur Panahi: Sie ist bestimmt für Behnaz ­Jafari, einen (realen) Star unter den Schauspielerinnen des Iran. Wies aussieht – Wahrheit oder Montage? –, erhängt sich in dem kurzen Film eine junge Frau, weil sie auch Schauspielerin werden wollte und es nicht durfte. Erschüttert und zweifelnd machen sich Schauspielerin Behnaz Ja­fari und Regisseur Jafar Panahi nun auf die Suche nach einer mutmasslich Toten und fahren in den nordöstlichen Karst.

Mit beharrlicher Präzision

Eine höfliche Welt ist das dort, die aber tobsüchtig werden kann bei der Verteidigung ihrer archaischen Verstocktheiten. Eine Welt, in der junge Frauen Virtuosinnen des Scheins werden müssen, um in die Moderne zu gelangen. Eine Welt, in der alte Frauen ein paar Stunden in ihren selbst gegrabenen Gräbern Probe liegen, um sicher zu sein, dass sies gemütlich haben, wenn einmal ihre letzte Stunde kommt. Man hat natürlich Fernsehen in dieser Welt und liebt die Schauspielerinnen, nur die Schauspielerei selber hält man für töchter­verderbendes Blendwerk.

Man spürt das Beste, was Kino zu bieten hat: Glaubwürdigkeit. Nicht alles, was da in «Three ­Faces» durch eine Gegenwart geistert, lebender Aberglaube, nostalgische Anspielung, wird einem vertraut. Es ist auch nicht nötig. Weil die Genauigkeit bei der Realitätsherstellung offensichtlich ist. Die logische, geduldige Simulation von kunstlos erfahrener Wirklichkeit.

Das ist ja, immer wieder, das Grossartige und Zärtlich-Menschliche; und es ist – wenn wir uns ins ordnungspolitische Denken eines iranischen Zensors versetzen – vielleicht auch das Gefährliche an den Filmen des Jafar Panahi, der nicht tut, was man ihm sagt: eine freundliche, beharrliche Präzision im Umgang mit seinem Land und seinen Landsleuten.

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21/12/2018
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SRF, 26/12/2018
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Cannes 2018 Press Conference
/ Cannes Film Festival
en / 12/05/2018 / 54‘20‘‘

Radiobeitrag zu Three Faces
De / SRF
de / 03‘30‘‘

Données du filmo

Titre original
Se rokh
Autres titres
Trois Visages FR
Genre
Drame
Durée
110 Min.
Langue originale
Farsi
Ratings
cccccccccc
ØVotre évaluation7,0/10
IMDB:
7,0 (4737)
Cinefile-User:
< 10 votes
Critiques :
< 3 votes

Casting & Equipe techniqueo

Jafar Panahi
Behnaz Jafari
Marziyeh Rezaei
PLUS>

Bonuso

iVidéo
Cannes 2018 Press Conference
Cannes Film Festival, en , 54‘20‘‘
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Peter Bradshaw
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Critique Variety
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Critique Tages-Anzeiger
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Georges Wyrsch
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Radiobeitrag zu Three Faces
SRF / de / 03‘30‘‘
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