Under the Skin
Jonathan Glazer, GB, USA, Suisse, 2014o
Scarlett Johansson incarne un extraterrestre qui, pour camoufler son identité sur Terre, a pris les traits d'une femme parfaite. Elle piège de pauvres humains en utilisant son arme la plus puissante: sa sexualité. Mortellement efficace dans sa fonction, elle change progressivement vu la complexité de la vie sur Terre. Elle se retrouve aux prises avec des débats moraux importants à cause de cette nouvelle humanité qui croît en elle. UNDER THE SKIN nous présente une vision unique de notre monde, vu par un extraterrestre. (Texte de presse distributeur)
Un film au sensorialisme supérieur, pur récit plastique dont la lumière serait le principal agent, et l'actrice, l'écran absolu de ses projections numériques, l'alambic roi de ses passions glaciaires. Une histoire parée d'un rapport d'absolue étrangeté à la matière du monde, comme si Glazer épousait le point de vue machinique de ses outils de fabrication (...).
Julien GesterE.T. landed in the cozy suburbs and wanted to go home. Now Scarlett Johansson—or something that looks like her—has landed in modern Glasgow and is thinking about sticking around. (One can only guess that the weather is worse on her side of the galaxy.) Jonathan Glazer’s creepy, mysterious and bold Under the Skin is an adaptation of Michel Faber’s 2000 novel and the first feature in nearly a decade from the director of Sexy Beast and Birth. It’s an intoxicating marvel, strange and sublime, combining sci-fi ideas, gloriously unusual special effects and a sharp atmosphere of horror with the mundanity of a woman driving around rainy Scotland in a battered van.
Dressed in fake fur and what looks like a dark wig, our female visitor scans the locals from a distance, her eyes kindly but free of emotion. Is she curious? Hungry? Horny? It feels like a serial-killer tale as she lures men into her proximity from the side of the street or from the dance floor of a nightclub, always making sure that they’re alone. Occasionally we enter another world entirely: the final moments of the victims, naked men walking into oil slicks in a mysterious black room and drowning. But then something changes, as Johansson’s stranger in a strange land reacts with compassion to a disfigured man and responds well to the kindness of another. There’s a suggestion that this Achilles’ heel is her undoing. All of this is delivered at a leisurely—some will say frustrating—pace. The look of the film moves between the chilly, gliding precison that Glazer perfected in Birth to a more rough-hewn, surveillance-style effect.
Johansson’s performance is necessarily quiet, her look subtly out of this world. She utters her few lines in a refined English accent, while most of the rest of the cast are nonprofessionals. Mica Levi’s score ups the dread level: It sounds at times like a new electronic language being born or a subtle form of communication between aliens. It’s a serious, often bleak movie—a scene of a family faced with drowning is its most horrific moment—but a wry humor stops it from taking itself too seriously. Under the Skin is a story of a predator becoming prey, and it asks us to look at our world with something like the fresh eyes of Craig Raine’s martian poetry, although that element of the film isn’t too labored. Perhaps more interestingly, it offers some provocative views on seduction, sexual power and its abuse. Daring and thoughtful.
Dave CalhounJonathan Glazer («Birth») geht mit der Romanvorlage von Michel Faber wie ein Jazzmusiker mit einem Standard um: Die ursprüngliche Melodie wird vorausgesetzt und umspielt. Geblieben ist nur die Idee, dass ein Alien menschliche Gestalt angenommen hat und Männer aufliest. Glazer drehte mit im Lieferwagen versteckten Kameras, Johansson, die eine schwarze Perücke trug, fuhr in Glasgow herum und sprach Passanten an, von denen keiner sie erkannte. Entstanden ist ein Experimentalfilm mit einem Hollywoodstar, der sich sogar auszieht, aber sonderlich erotisch ist das nicht. Mit der Zeit wirkt die Sache eher zähflüssig -- wie die schwarz glänzende Masse, in der die Männer untergehen.
Thomas BodmerSchon die surreale, animierte Eröffnungssequenz dieser spektakulären Fusion aus Alien- und Roadmovie zieht den Zuschauer unwiderstehlich in ihren Bann und hinein in eine mit visueller Wucht bedrohlich schön in Szene gesetzte schottische Landschaft. Dort schlüpft ein auf der Erde gelandetes Alien in den Körper einer schönen Frau und macht in einem Van Jagd auf alleinstehende Männer, um sie sich unter Vorspiegelung sexueller Angebote mittels einer schwarzen, zähen Masse physisch einzuverleiben – assistiert von einem mysteriösen, schweigsamen Motorradfahrer, der die ausgezehrten Reste beseitigt. Die Erfahrung von Einsamkeit und Emotion bringt den kalten Plan ins Schwanken, schliesslich wird die Frau von der coolen Jägerin zur Gejagten. Der packende, ebenso düstere wie schillernde dritte Kinofilm des Briten Jonathan Glazer – nach «Sexy Beast» (2000) und dem brillanten, kontrovers aufgenommenen «Birth» (2004) – lief 2013 im Wettbewerb des Filmfestivals Venedig und fand im vergangenen Jahr den Weg in die Kinos. Ein wahrhaft unter die Haut gehender und verstörender Film, der wie seine Protagonistin nicht von dieser Welt zu sein scheint und das Zeug zum Kultfilm hat – mit einer hypnotischen, an Stanley Kubricks «2001» erinnernden Sounddramaturgie und einer grandiosen Scarlett Johansson, die nie zuvor intensiver – und erotischer – auf der Leinwand zu erleben war.
Rolf WeberGalerie photoso
In «Under the Skin» geht Scarlett Johansson als Alien auf Männerjagd – und zieht sich aus. Die Schlüsselreize aber sind die Bilder, mit denen Jonathan Glazer das Science-Fiction-Kino auf den Boden zurückholt.
Da hat man sich einmal einen Science-Fiction-Film mit Scarlett Johansson gewünscht, und jetzt haben wir schon drei. In Spike Jonzes «Her» war sie präsent als Stimme eines Computerprogramms. In «Lucy» von Luc Besson, einer grösser budgetierten Kiste, entwickelt sie aus Versehen übernatürliche Kräfte. Nun, in «Under the Skin», bummelt sie im Lieferwagen durch Schottland. Nichts Aussergewöhnliches also – denkt man. Aber diese namenlose Frau ist schwer einzuschätzen, sie sitzt oft im Halbdunkel, ihr seltsam leerer Blick wird verdeckt vom pechschwarzen Perückenhaar, das ihr ins Gesicht fällt. Ihre Lippen sind rot geschminkt, der Körper steckt in einem Pelzmantel. Und warum bietet sie immer wieder jungen Männern an, sie ein Stück mitzunehmen?
Ganz einfach: Dieses Wesen ist auf der Pirsch. Es kommt von einem anderen Planeten und ist in Schottland eingefallen. «Halb Baywatch-Nixe, halb Frauchen», so beschreibt der Schriftsteller Michel Faber die Ausserirdische in seinem Roman «Under the Skin», von dem der Film nur das Wesentliche beibehält. Mit guten Gründen: Wo sich das Buch zur Satire über die Menschheit als Fleischfarm auswächst, lässt der britische Regisseur Jonathan Glazer vieles im Dunkeln und erzählt wortlos von inneren Qualen. In dieser unheimlichen Atmosphäre wird der Alltag zum Geisterland, als lauere hinter jeder Strassenecke das Reich der Schwärze.
Mit versteckter Kamera im Auto
Was wir sehen, ist uns so vertraut, wie es uns sogleich fremd wird: die grauen Fussgängerzonen Schottlands, die Passanten in ihrer prosaischen Skurrilität, die jungen Männer mit herbem Charme und Fussballschals. Manche von ihnen lässt das Alien im Auto mitfahren, ihre grobporige Normalität kontrastiert mit Johanssons Schönheit. Aber so abgeschminkt hat man sie noch selten gesehen: Der Filmstar spielt gewissermassen ein Alien, das die Gestalt von Scarlett Johansson angenommen hat und dann so tut, als sei es ein Normalsterblicher: mal beängstigend unlesbar, mal ordinär kaputt, und in den Nacktszenen von fast befremdender Gewöhnlichkeit.
Glazer hat mit im Wagen versteckten Kameras gearbeitet, damit Johansson in Glasgow herumfahren und durchs heruntergekurbelte Fenster mit vorbeigehenden Schotten sprechen konnte, von denen sympathischerweise keiner merkte, mit wem er es zu tun hatte. Alien und Regisseur waren da gleichermassen auf der Jagd, und Glazer liefert dokumentarische, ja utopische Bilder davon, wie sich Arbeiterklasse und Kinoadel begegnen.
Manche Laiendarsteller hat Glazer dann offen angeheuert und sie Mordopfer spielen lassen, die ein grauenvolles Ende finden. Das Alien lockt seine Mitfahrer in Absteigen, und wie sie den Sirenenrufen folgen, morpht der Film zum Höllenbild. Das Wesen lässt seine Hüllen fallen, es geht rückwärts hinein in die Dunkelheit, die Männer tapsen hinter ihm her wie von Honig angezogene Fliegen – und kommen nicht wieder. Während der Vamp jesushaft auf einer Molasse gehen kann, versinken seine Opfer darin, tauchen unter und hängen fest im Bad der Finsternis, als habe sie Damien Hirst in einem Tank eingelegt. Ihre Haut wird zu Gummi, einer zerplatzt wie ein Ballon, und die Britin Mica Levi hat dazu einen Soundtrack voll gespenstischer Pausen und gestreckter Crescendi komponiert.
Zum Fürchten ist es. Die Aufgabe des Motorradfahrers, der immer wieder auftaucht, besteht vermutlich darin, die aufgesaugten Opfer einzusammeln – aber da bleibt noch Interpretationsspielraum. Sicher ist: Wenn das Alien Männer verschlingt, werden Albträume wahr. Jonathan Glazer, wie Spike Jonze ursprünglich Werbefilmer und Regisseur von Musikclips (u. a. für Radiohead), verquickt eine reduzierte, digital verfremdete Bildsprache und schauerliche Angstvisionen zu einem experimentellen Stück Kino.
Kino von einem anderen Stern
Ein böses Spiel der Formen und Klänge ist das. Bereits das Intro, ein Kunststück zwischen Avantgarde und Stanley Kubricks «2001», fasst die Motive des Films grafisch zusammen, da wird aus einem Punkt ein Stern und aus einem Planeten ein Auge. Jonathan Glazers Gestaltungswille ist beeindruckend, aber nie versteht er Science-Fiction als Weltallschlacht, sondern als Form von Verfremdung und Kontakt mit der Anderswelt. Wie schon zuvor in «Birth» (2004), worin Nicole Kidman als Witwe von einem Jungen heimgesucht wird, der ihr erzählt, er sei ihr wiedergeborener Ehemann. «Birth» lebte von der schrecklichen Ahnung, dass das Fremde bei näherem Hinsehen das Eigene sein könnte. Auch in «Under the Skin» verzerrt sich die Realität, weil wir sie durch Alienaugen sehen. Dieses süsse intergalaktische Raubtier schaut fassungslos auf die gesammelten Seltsamkeiten unserer Zivilisation. Ein Stück Schwarzwäldertorte, man kann es verstehen, spuckt es angewidert aus.
Und doch hält ihm Jonathan Glazer die Chance offen, ein Mensch zu werden. Da und dort glimmt in seinem Gesicht ein Gewissen auf oder zumindest ein Verständnisfunken für menschliche Einsamkeit. Aber dieses Wesen führt eine verdammte Existenz auf unserer Erde, und das fatale Ende beschert ihm noch die böseste Perversion seiner sexuellen Identität.
Das ist Kino von einem anderen Stern, quasi Experimentalfilm mit Starpower, und Glazer gelingt damit etwas Seltenes: Wie sein Alien betrachtet auch er die Welt mit anderen Augen.