Menschenskind!
Marina Belebrovaja, Suisse, 2020o
La cinéaste Marina Belobrovaja a choisi une voie que de nombreuses femmes dans une situation similaire envisagent, mais ne suivent pas. Dans Menschenskind! elle explore les idées sociales existantes, les schémas de rôles et les conventions entourant la parentalité et la famille, en commençant par la conception de sa fille avec l’aide d’un donneur de sperme.
Marina nous fait partager cette palette de structures familiales possibles dans notre monde actuel. Selon la devise : tout est possible, mais pas forcément simple. Menschenskind! est un feu d’artifice d’émotions et d’imprévus.
Madeleine HirsigerGalerie photoso
Ein Dokumentarfilm lässt Samenspender und erwachsene Spenderkinder zu Wort kommen. Werten darf dann jeder selber.
Mit 14 Jahren wusste ich, dass ich Kinder haben will. Der Wunsch lebte einige Jahre entspannt in meinem Kopf. Ich war zuversichtlich, dass er zu gegebener Zeit in Erfüllung gehen würde.
Dann kam die «gegebene Zeit» … für mich, aber nicht für meine damalige Freundin. Sie wollte die Welt entdecken; ich Kreisssäle, Babyratgeber und Windelinhalte. Die Beziehung hielt noch eine Weile, endete und ich lernte meine heutige Frau kennen, mit der ich mich rasch auf eine Familienplanung einigen konnte. Dann schlüpfte der Brecht und alles Weitere steht hier im Archiv des Mamablogs.
Was aber, wenn ich meiner Frau nie begegnet wäre? Ein Jahrzehnt als Single auf der Suche nach der Richtigen. Mit der Angst, dass meine Familie irgendwann aus mir, fünf Meerschweinchen und einem Angorakaninchen bestehen würde. Vermutlich hätte ich Alternativen ausgelotet. Zum Beispiel eine Co-Elternschaft ohne Liebesbeziehung. Ich wäre auch bereit gewesen, allein ein Kind grosszuziehen. Aber wie kommt man an ein Kind?
Ich will ein Kind – was kann ich tun?
Wer in seinem Körper einen funktionierenden Uterus betreibt, hat mehr Optionen. Marina Belobrovaja ist mit einer privaten Samenspende alleinerziehende Mutter geworden. Offiziell steht dieser Weg in der Schweiz nur verheirateten Heteropaaren offen. Die selbst organisierte und vollzogene Samenspende ist genau genommen nicht legal.
Marina Belobrovaja hat aus ihrer Geschichte einen Dokumentarfilm gedreht. Er beginnt mit zwei Videoanrufen zwischen ihr und ihrer Mutter kurz vor und kurz nach dem Treffen mit dem Samenspender. Eine Weile später – vermutlich nach der handelsüblichen Wartezeit – kam Nelly zur Welt.
Der Film «Menschenskind» zeigt Szenen aus der Kleinfamilie Marina und Nelly – aber längst nicht nur: Belobrovaja redet mit Samenspendern, mit erwachsenen Spenderkindern und Menschen aus ihrem Umfeld. Dabei zeigt sie auch kritische Meinungen und lässt sie unkommentiert wirken.
Eine ehrliche Herangehensweise, denn die Samenspende bringt Herausforderungen mit sich und wirft Fragen auf: Ist es vertretbar, ein Kind zu zeugen, dem man die soziale Beziehung zu einem biologischen Elternteil konzeptbedingt vorenthält? Wer hat das Recht, auf diese Art ein Kind zu kriegen?
Ein ehrlicher und persönlicher Film
Marina Belobrovaja überlässt die Meinungsbildung dem Publikum. Diese Art von Filmen endet oft etwas abrupt und man denkt: «Was? Das wars? Wir haben das Thema doch noch gar fertig ausdiskutiert.» Aber die anschliessenden Gedanken gehören eben auch zum Werk. Teil zwei des Films findet im eigenen Kopf statt. Teil drei vielleicht im eigenen Leben.
Ich finde die Samenspende legitim – auch für Alleinerziehende. Das Wohl eines Kindes hängt vielmehr von der Persönlichkeit und den Handlungen seiner Bezugspersonen ab, als von deren Anzahl, Geschlecht oder dem Familienmodell, das sie leben. Natürlich müssen die Erwachsenen die Interessen des Kindes wahren. Bei der Samenspende bedeutet das, es wird früh über seine Herkunft informiert und hat die Möglichkeit, Kontakt zu seinem zweiten biologischen Elternteil aufzunehmen.
Nelly hat übrigens 59 Halbgeschwister. Es steht mir nicht zu, Marina Belobrovajas Entscheidung zu bewerten. Ich kann nur sagen: Ich hätte in ihrer Situation womöglich ähnlich gehandelt – aber sicher keinen so guten Film daraus gemacht.