Tre piani
Nanni Moretti, Italie, France, 2021o
Une série d’événements va transformer radicalement l’existence des habitants d’un immeuble romain, dévoilant leur difficulté à être parent, frère ou voisin dans un monde où les rancœurs et la peur semblent avoir eu raison du vivre ensemble. Tandis que les hommes sont prisonniers de leurs entêtements, les femmes tentent, chacune à leur manière, de raccommoder ces vies désunies et de transmettre enfin sereinement un amour que l’on aurait pu croire à jamais disparu.
Le cynisme et la noirceur laissent place à une émotion, d’abord diffuse mais qui prend corps, accentuée par la présence d’un bébé ou d’un enfant (les seuls innocents ?). Tous les personnages vont se sentir perdus voire coupables, à un moment où un autre, dans ce labyrinthe tragique et mélodramatique.
Christophe CaronNanni Moretti offre une merveille de cinéma.
Laurent CambonNanni Moretti, der liebenswerte Selbstironiker aus Filmen wie «Caro diario», als Prinzipienreiter? Ja, vieles ist dieses Mal anders: Erstmals hat der Regisseur und Schauspieler keinen eigenen Stoff verfilmt, Vorlage ist ein Roman des israelischen Autors Eshkol Nevo. Erstmals inszeniert Moretti nicht mit Zurückhaltung, sondern spielt die Gefühle wuchtig aus. Er erzählt nicht nur die Geschichte der Richterfamilie, sondern verwebt die Schicksale aller Menschen auf den drei Stockwerken – «Tre piani». Streckenweise erinnert das an eine TV-Seifenoper. Zum Glück blitzt zwischendurch Morettis lakonischer Humor doch noch auf.
Matthias LerfGalerie photoso
In «Tre piani» setzt der Römer Filmemacher auf grosse Gefühle – kann sich selber aber zum Glück nicht ganz verleugnen.
Gleich zu Beginn kracht ein Auto in ein Haus, eine richtige Actionszene, wie sie noch nie zu sehen war im Werk von Nanni Moretti. «Stimmt, ich habe versucht, mich so weit vom Moretti-Stil zu entfernen wie nur möglich», sagte der Regisseur, als er nach der Premiere von «Tre piani» in Cannes darauf angesprochen wurde.
Wie bitte? Der Mann hinter so selbstironischen Komödien wie «Caro diario» und so persönlich gefärbten Tragödien wie «La stanza del figlio» hat genug vom eigenen Stil? Oder ist es bloss Koketterie?
Nein. Mit heiligem Ernst stellt Moretti die Einwohnerschaft eines dreistöckigen Hauses – «Tre piani» – vor. Zum Beispiel die hochschwangere Frau, die allein zurechtkommen muss, weil sich ihr Mann immer auf Geschäftsreise befindet. Oder den umgänglichen Familienvater, der eine Minderjährige verführt (oder ist es umgekehrt?).
Das sind nicht Figuren, die Nanni Moretti erfunden hat. Erstmals in seiner langen Karriere hat der 68-Jährige auf die Vorlage eines anderen zurückgegriffen: Es ist die Verfilmung des Romans «Shalosh komot» des israelischen Autors Eshkol Nevo (auf Deutsch erschienen als «Über uns»). Der Film spielt aber nicht in Tel Aviv, sondern in Rom.
«Ich bin normalerweise ein sehr langsamer Leser», sagte Moretti, «dieses wunderbare Buch habe ich jedoch in einem Zug verschlungen. Und schon bevor ich auf der letzten Seite war, wusste ich, dass ich daraus einen Film machen will. Keinen Moretti-Film, aber einen eigenen.»
Mitspielen wollte er schon gar nicht. Seine beiden Co-Drehbuchautoren hätten ihn aber so lange bearbeitet, bis er schliesslich bereit gewesen sei, ebenfalls einen Part zu übernehmen: Moretti gibt nun einen strengen Richter, der im obersten Stock des Hauses wohnt. Und eisern juristische Prinzipien über Vaterliebe stellt.
Es ist keine sehr sympathische Figur, aber das ist bei allen Bewohnerinnen und Bewohnern so. Moretti haben offenbar die Verwicklungen und Konflikte, in die sie sich verstricken, mehr interessiert als die Personen selbst. So erinnert «Tre piani» – wirklich sehr unmorettihaft – eher an eine Fernsehseifenoper, die sich endlos dahinziehen könnte.
«Bisher dachte ich, alle meine Filme seien Kapitel eines einzigen grossen Werkes. In diesem Fall ist es tatsächlich anders», sagte Moretti in Cannes. Aber ganz wohl schien es ihm dabei nicht zu sein: Er kündete gleichzeitig an, an einer neuen Komödie zu arbeiten. «Wohl eher im Moretti-Stil.»
Mal schauen. Festzuhalten bleibt aber: «Tre piani» ist auch in dem von Moretti beabsichtigten Sinn nicht ganz gelungen. Ab und zu schimmert trotz allem durch, was der Regisseur unbedingt vermeiden wollte: ein wenig von seinem lakonischen, trockenen Humor. Zum Glück.