Early Birds
Michael Steiner, Suisse, 2023o
Two wildly different women become embroiled in a web of unpredictable events following a night out on the town. As the two flee together from the police, drug dealers and themselves, they're confronted by the collision of two worlds: their personal freedom and unrelenting violence.
Spätestens seit Thelma and Louise gehören Frauengespanne, die sich rabiat gegen unsägliche Machos wehren, zum festen Figurenrepertoire des Kinos. Bound, Baise-moi und jüngst Love Lies Bleeding sind nur einige prominente Beispiele. Mit Early Birds beackert auch der Schweizer Michael Steiner das Terrain der Chicks-with-Guns-Flicks. Ein deutsches Callgirl wird im Zürcher Langstrassen-Quartier Zeugin eines blutigen Showdowns unter Koksdealern und macht sich mit dem Stoff und Geld aus dem Staub. Nicht ganz überraschend, handelt sich die Heldin damit erheblichen Ärger mit Gangstern und Polizisten ein und sieht sich genötigt, mit einer streetsmarten Gelegenheitsdiebin zu paktieren, die vom Balkan stammt, alleinerziehend, auf Bewährung frei und nicht aufs Proletenmaul gefallen ist. Anders gesagt: Der erklärte Genrefilmfan Steiner, der seinerseits schon starke und schwache Genrefilme wie Sennentuntschi und Das Missenmassaker geliefert hat, operiert ungeniert mit Klischees und bestückt auch die Verfolgercrew der flüchtigen Frauen mit Versatzstücken wie dem halbschlauen Gangstergehilfen, der chronisch zu spät kommt, oder dem Bad Cop (Anatole Taubmann), der sich zum grotesken Oberschurken steigert. Gut dafür, dass sich die zwei flüchtigen Frauen mindestens den halben Film lang nicht mögen und gegenseitig austricksen. Schade nur, dass die zügig abspulende Krimistory nicht realistischer grundiert ist. Das Langstrassenquartier etwa bleibt zwar coole, aber abstrakte Kulisse. Mit etwas mehr Bodenhaftung hätte man mehr daraus machen können, wie aus dem ganzen Film.
Andreas Furler