Von Kindern und Bäumen – Ein Jahr in der Waldschule
Natalie Pfister, Suisse, 2024o
La salle de classe de ces enfants se trouve sous la cime des arbres dans la forêt de Baden. Sous le soleil, la pluie et la neige, ils apprennent à lire, à écrire et à calculer. Mais avant tout, ils explorent la forêt, découvrent le cycle de la nature et cherchent leur rôle dans la communauté. Sur une période d'un an, le film nous plonge dans l'univers d'une école en forêt et donne la parole aux enfants
Geht das, neunzig Minuten lang nur den vier- bis achtjährigen Kindern einer Waldschule zuzuschauen, ihnen beim Erkunden der Natur, beim Lesen, Schreiben- und Rechnenlernen über die Schultern zu blicken, ihre Spiele zu beobachten und ihre Debatten zu hören? Es geht! Und es fesselt aus vielen Gründen. Der Offensichtlichste zuerst: Man erlebt in diesen neunzig Minuten mit, wie gut es Kindern tut, in der Natur zu sein und aus dieser sinnlichen Erfahrung heraus zu lernen, sprich: mit dem Zuwachs an Wissen und Können praktische Probleme zu lösen, dabei die unzähligen Mitkreaturen des Waldes zu erleben und mit ihnen zu fühlen. Und natürlich erlebt man im Laufe eines Schuljahres auch die Jahreszeiten unmittelbar mit und macht eine wohltuende Erfahrung der Entschleunigung. Dies alles gelingt spielerisch leicht, weil die Schweizer Dokumentarfilmregisseurin Natalie Pfister gut nachgedacht hat, wie die Kameras und die Mikrofone für die Kinder selbstverständlich und damit unsichtbar werden, wie diskret man die Lehrerinnen als steuernde Helferinnen im Hintergrund einbringen kann, wie viel Zeit man den Kindern widmen oder einfach der Natur schenken soll. Die berückendste Erfahrung des Films aber bleibt, wie konsequent kleinere Kinder über elementare Fragen nachdenken, wie clever sie Konflikte austragen und (mit etwas Anleitung) gemeinsam lösen. Urtümliche Empathie und ein Urverlangen nach Gerechtigkeit scheinen den ebenso starken Impuls der Selbstdurchsetzung da zu regulieren. Von Kindern und Bäumen ist insofern auch eine Lektion in Gleichberechtigung und anthropologischer Zuversicht, anders gesagt: Ein Feel-Good-Movie im besten Sinn.
Andreas Furler