Victoria

Sebastian Schipper, Allemagne, 2015o

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Plus qu'une heure et ce sera la fin de la nuit. Devant un club berlinois, Victoria, une jolie fille espagnole fraîchement débarquée dans la capitale, rencontre le charismatique Sonne et ses copains Boxer, Blinker et Fuss. Le courant passe immédiatement entre elle et Sonne, un courant électrique. Mais pas le temps de flirter car les quatre copains ont prévu un mauvais coup pour rembourser une dette. Quand l'un d'eux manque à l'appel, Victoria le remplace au pied levé. La jeune femme se lance alors dans une aventure folle qui se transforme rapidement en course-poursuite effrénée. Et quand le jour se lève, Victoria et Sonne se retrouvent à risquer le tout pour le tout... (Texte de presse)

Es scheint aber trotzdem, als habe ein logistisch sehr begabter Regisseur eine reizvolle dramaturgische Idee mit einem Drama verwechselt. Dringender und echter als ein anständig geschnittener Fernsehkrimi ist diese Geschichte auch nicht. Man erkennt darin deutlich den Unterschied zwischen Kunststück und Kunst.

Christoph Schneider

Dieser Film wird mit einer klaren Ansage geliefert: Alles ist hier am Stück gefilmt, zwei Stunden und zwanzig Minuten lang, ohne einen einzigen Schnitt und eine einzige Pause. Sebastian Schipper erzählt die Story eines Berliner Tagesanbruchs, einer aufkeimenden Liebe (Frederick Lau und Laia Costa) und eines verzweifelten Raubüberfalls. Seine Schauspieler und sein Kameramann wachsen dabei über sich selbst hinaus - und das irre Experiment beweist: Filmschnitt ist tatsächlich eine Kunst für Weicheier.

Tobias Kniebe

Galerie photoso

The Guardian, 02/04/2016
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Sight & Sound, 18/04/2016
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Tages-Anzeiger, 20/06/2015
Atemlos durch die Nacht

Der Spielfilm «Victoria» des Regisseurs Sebastian Schipper erzählt in einer einzigen Einstellung von einem Banküberfall und den Folgen. Ein Triumph der Logistik.

De Christoph Schneider 

Der Spielfilm «Victoria» des deutschen Regisseurs Sebastian Schipper, an dem alle so eine Freude hatten an der letzten Berlinale, besteht aus einer einzigen Einstellung – man nennt das «plan-séquence», und eigentlich müsste eine Rezension aus einem einzigen Satz bestehen, der einfach so dahinflösse und genug Atem hätte, alles zu berühren zwischen dem ersten Wort und dem Schlusspunkt, die Geschichte des Mädchens Victoria (Laia Costa), einer Spanierin in Berlin, die mit dem Sonne (Frederick Lau), dem Boxer (Franz Rogowski), dem Blinker (Burak Ygit) und dem Fuss (Max Mauff) in zweieinviertel Stunden zwischen Dämmerung und Tag mehr Leben erlebt als je zuvor und wahrscheinlich auch danach, und genug Atem hätte auch, das Nötige zu sagen über Motiv, Durchführung und Resultat, etwas zu erzählen von Sebastian Schippers Lust, einmal eine Bank zu überfallen, cineastisch wenigstens, und dann vom hartnäckig verfolgten und erfüllten Anspruch, der Fiktion eine unverschnittene Echtheit zu geben, nämlich quasi eine unverhackte Einheit von wechselnden Orten, vorwärtsdrängender Handlung und ablaufender Zeit, weil sich in so einem einzigen Satz der Respekt vor einer filmsyntaktischen Begabung und einer bewundernswerten logistischen Leistung am angemessensten ausdrückte, er entspräche in seinen sprachlichen Schwenken den filmischen, die ja auch eine Art Kommata sind, aber schliesslich würde er doch enden bei der Vermutung, ein Regisseur habe eine reizvolle dramaturgische Idee mit einem Drama verwechselt.

Die Pose der Kunstlosigkeit

Deshalb wollen wir es jetzt nicht übertreiben mit den grammatikalischen Verrenkungen. So grossartig ist dieser Film auch wieder nicht. Man staunt sogar ein wenig über die Begeisterung, die sich überall erhob und die dazu geführt hat, dass «Victoria» gleich in sieben Kategorien für den deutschen Filmpreis nominiert war.

Oft las man das ehrfürchtige Wort «Authentizität». Als ob die wie selbstverständlich entstünde aus dem Verzicht auf das, was dem Film eigen ist: der Schnitt, der Kunstzeit zu «Echtzeit» wandelt. Als ob im Kino plötzlich die Zeitverschwendung und nicht die konzentrierte innere Wahrheit das Authentische sei. «Victoria» macht tatsächlich diese Pose der Kunstlosigkeit. Das stimmt einen gleich etwas misstrauisch.

Naturalisitisches Blendwerk

Es ist grundsätzlich gegen das ästhetische Experiment nichts zu sagen. Wenn man es überhaupt noch ein Experiment nennen will. Die Idee ist nicht neu, es gibt grosse Vorbilder. Sebastian Schipper hat ihnen kühn nachinszeniert, als ein herausragender Meisterschüler. Aber dass er jetzt behauptet, er habe teil an einer Neuerfindung des Kinos an sich, scheint durchaus übermütig. Und dass man ihn in seinem Stürmen und Drängen nun beispielsweise weit über den Russen Alexander Sokurow stellt (auch das las man) und «Victoria» über «Russian Ark» (2002): Das ist Unsinn. Es hat Sokurow seinerzeit einmal tief Luft geholt und seine Kamera auf einen nie unterbrochenen Gang durch die St. Petersburger Eremitage geschickt; es spukten die Geister der russischen Geschichte, und das war ein Wunderwerk der ungeschnittenen Inszenierungschoreografie im Bewusstsein seiner Künstlichkeit. Dagegen ist «Victoria» naturalistisches Blendwerk.

Denn das eine ist der beeindruckend sportive Formalismus und ein anderes diese magere Geschichte. Sie erzählt, wie das spanische Mädchen vier Berliner Jungs bei einem Banküberfall hilft, weil einer von ihnen zu besoffen ist für eine disziplinierte Kriminalität. Melancholie der Verliebtheit schimmert durch die rohe Wirklichkeit. Als es tagt, wird es Nacht in ein paar Leben. Dringlicher und tiefer als ein anständig geschnittener Fernsehkrimi mit sozialrealistischer Neigung kommt einem das wirklich nicht vor. Und ab und zu ist es so sentimental, als wärs eine mit urbaner Tristesse eingefärbte Version des bekannten Schlagers von Helene Fischer: «Atemlos durch die Nacht, / Spür’, was Liebe aus uns macht. / Atemlos, schwindelfrei, grosses Kino für uns zwei.» Dann ahnt man wieder einmal sehr deutlich den Unterschied zwischen Kunststück und Kunst.

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17/06/2015
© Tous droits réservés Filmbulletin. Fourni par Filmbulletin Archiv
13/12/2015
© Tous droits réservés Süddeutsche Zeitung. Fourni par Süddeutsche Zeitung Archiv
Interview mit Sebastian Schipper
/ serienjunkies.de
de / 11/06/2015 / 9‘42‘‘

Besprechung
De Reto Baer / SRF
de / 3‘27‘‘

Données du filmo

Genre
Policier/Thriller, Drame
Durée
134 Min.
Langues originales
Allemand, Anglais
Ratings
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ØVotre évaluation7,6/10
IMDB:
7,6 (62925)
Cinefile-User:
< 10 votes
Critiques :
< 3 votes

Casting & Equipe techniqueo

Frederick LauSonne
Laia CostaVictoria
Franz RogowskiBoxer
PLUS>

Bonuso

iVidéo
Interview mit Sebastian Schipper
serienjunkies.de, de , 9‘42‘‘
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gPresse écrite
Critique The Guardian
Jonathan Romney
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Critique Sight & Sound
Lisa Mullen
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Critique Tages-Anzeiger
Christoph Schneider
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Critique Filmbulletin
Tereza Fischer
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Interview mit Regisseur Sebastian Schipper
Süddeutsche Zeitung / Alexander Hagelüken, Pauline Schinkels
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hAudio
Besprechung
SRF / de / 3‘27‘‘
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