Ma vie de courgette
Claude Barras, Suisse, France, 2016o
Courgette n'a rien d'un légume, c'est un vaillant petit garçon. Il croit qu'il est seul au monde quand il perd sa mère. Mais c'est sans compter sur les rencontres qu'il va faire dans sa nouvelle vie au foyer pour enfants. Ses nouveaux amis ont tous leurs histoires et elles sont aussi dures qu'ils sont tendres. Quand on a 10 ans, avoir une bande de copains, tomber amoureux, il y en a des choses à découvrir et à apprendre.
Réalisé en « stop motion » avec des marionnettes, le film, à partir d'un sujet pas facile, se révèle capable de faire rire, pleurer et soulever l'enthousiasme de tous, adultes comme enfants. Une merveille pleine d'humanité.
Renaud BaronianEntre la poésie intimiste d'un Tim Burton et la force sociale d'un Ken Loach en herbe, Claude Barras pétrit le malheur pour lui donner la forme, éclatante et joyeuse, de l'espoir. Et c'est bouleversant, à n'importe quel âge.
Guillemette OdicinoIl n'y a pas des milliers de péripéties. Juste quelques jolies séquences, comme la classe de neige ou la fête foraine. Le réalisateur suisse Claude Barras s'intéresse avant tout à ses personnages et à les rendre attachants. Il filme le monde à hauteur d'enfants, sans mièvrerie.
Etienne SorinDie Puppen mit den Riesenköpfen und den kleinen Körpern sind nicht sehr schön. Doch nach kurzer Zeit ist das egal, weil der Walliser Barras eine packende Geschichte erzählt mit Figuren, die einem ans Herz gehen. Sie beruht auf Gilles Paris’ Roman «Autobiographie d’une courgette», aus dem Céline Sciamma («Quand on a 17 ans») ein kluges Drehbuch gemacht hat. Die vielen Auszeichnungen und die Oscarnominierung sind also hochverdient. Dazu gabs den Schweizer Filmpreis.
Thomas Bodmer"Wir sind alle gleich", stellt traurig eines der Waisenkinder fest: "Es gibt keinen mehr, der uns liebt". In den riesigen Köpfen und großen traurigen Kulleraugen nisten die Spuren, die Alkohol und Drogen, Krankheiten, Mord und Selbstmord in ihren Familiengeschichten gelegt haben. Umso tröstlicher ist es, wie sich im Stop-Animations- Debüt von Claude Barras auf subversive Weise und ganz unsentimental ein Hoffnungsschimmer ausbreitet, allein durch die Kraft von Fantasie, Fürsorge und Liebe, nicht zuletzt durch den eigenwilligen Stil der Chefanimateurin Kim Keukeleire, die schon "Frankenweenie" und "Fantastic Mr. Fox" mitgeprägt hat, und durch den sanft melancholischen Soundtrack von Sophie Hunger.
Anke SterneborgGalerie photoso
Heute wurde er für den Oscar nominiert: Der Schweizer Regisseur Claude Barras über «Ma vie de Courgette», Geschenke für die Akademiemitglieder und Sexszenen im Kinderfilm.
Glückwunsch, Claude Barras.
Merci. Unglaublich. Wer hätte gedacht, dass es «Ma vie de Courgette» so weit bringen würde? Was für eine grosse Reise für einen kleinen Jungen.
Hatte sie sich mit der Nominierung für den Golden Globe nicht abgezeichnet?
Schon. Aber nichts ist sicher in Hollywood. Man darf nicht vergessen: Wir treten gegen die grössten Animationsfilme der Welt an. Das Budget von «Finding Dory» zum Beispiel war 25-mal grösser als das unseres Films, der 8 Millionen Euro gekostet hat.
Haben Sie Werbung gemacht dafür?
Natürlich. Produzent Max Karli und ich haben einige Wochen in Los Angeles verbracht und den Film in über 30 Vorstellungen gezeigt. Zwei Lobbyisten haben dabei versucht, möglichst viele Personen in den Saal zu locken, die für den Oscar abstimmen können. Das hat offensichtlich nicht schlecht funktioniert. Ich hatte unglaubliche Reaktionen.
Welche hat Sie am meisten gefreut?
Vermutlich schon – Berufsstolz bleibt Berufsstolz – der Zuspruch von Kollegen, die in anderen Studios arbeiten. Ich bekam zum Beispiel Komplimente von Peter Lord, dem Gründer der englischen Aardman Studios, wo Wallace & Gromit herkommen. Das hat mich besonders gefreut, weil dessen Serie «Creature Comforts» eine Inspirationsquelle war für mich.
Darin werden gekneteten Tieren echte Interviews mit Flüchtlingen in den Mund gelegt.
Eben, ich mochte diesen dokumentarischen Aspekt ganz besonders, habe auch schon in meinen Kurzfilmen damit gearbeitet. Es gibt schliesslich immer mehr verzuckerte Unterhaltungsprodukte für Kinder, wir tun alles, um sie abzulenken von einer Welt, um die es nicht gut bestellt ist. In «Ma vie de Courgette» versuchen wir, die Augen vor Problemen nicht zu verschliessen. Auch wenn es Puppen sind, die spielen.
Waren Ihnen Tim Burtons Puppenfilme ein Vorbild?
Oh ja. Ich sagte mir gerne: Ich mache Tim Burton, aber farbig.
Sophie Hunger hat dafür erstmals eine Filmmusik komponiert. Wie kam es dazu?
Mir war früh klar, dass ich ihre Version des Liedes «Le vent nous portera» für den Abspann wollte. Wir kamen ins Gespräch und sie hat dann eingewilligt, die ganze Musik zu schreiben.
Konzipiert war «Courgette» ursprünglich als Kinderfilm?
Es war auf jeden Fall das Publikum, an das ich dachte, als ich vor ziemlich genau zehn Jahren den Roman «Autobiographie d’une Courgette» von Gilles Paris las, der dem Film zugrunde liegt. Die eigentlichen Dreharbeiten haben dann dreieinhalb Jahre gedauert.
Sie leben schon so lange mit dem Film, können Sie ihn überhaupt noch sehen?
Ich versuche, es nicht öfter zu tun als einmal im Monat. In der französischen Version sind die Dialoge immer eine halbe Sekunde früher in meinem Kopf, als sie auf der Leinwand zu hören sind. Neue Sprachversionen aber gefallen mir, wir haben eine deutsche und jetzt auch eine englische.
Waren die Reaktionen auf den Film in den USA eigentlich anders als in Europa?
Das Publikum reagiert dort etwas sensibler auf sexuelle Themen. Ich wurde ab und zu gefragt: Muss wirklich auch von Sex die Rede sein, in einem Trickfilm?
Was antworteten Sie?
Kinder sind heute schon früh mit Pornografie konfrontiert. Wenn wir mit ihnen nicht über Sex sprechen, lassen wir sie alleine damit. In «Courgette» wird gesagt, dass Sex etwas ist zwischen Personen, die sich lieben, es Kinder geben kann davon und es manchmal auch lustig ist. Das ist nichts Schlimmes, oder?
Fahren Sie jetzt zurück in die USA, für den Endspurt vor der Verleihung am 26. Februar?
Der Produzent Max Karli fährt Anfang Februar wieder hin. Ich reise zwei Wochen später nach.
Werden Sie Geschenke verteilen, um die Akademiemitglieder wohlwollend zu stimmen, Courgette-Puppen zum Beispiel?
Nein. Wir haben ein schönes Büchlein und solche Kleinigkeiten. Es ist verboten, Geschenke im Wert von über 100 Dollar zu machen. Ein Oscar soll nicht gekauft werden können. Wir müssen also auf unseren Film vertrauen, was mir lieber ist.
Und bleiben Sie nach der Verleihung gleich in Los Angeles, weil Sie von Angeboten überschwemmt werden?
Bis jetzt ist das nicht der Fall. Aber ich habe jetzt einen Agenten in Los Angeles und werde prüfen, was auf mich zukommt. Aber meinen nächsten Kinofilm will ich eigentlich wieder in Europa drehen. Es soll darin um Orang-Utans gehen.