Vaters Garten - Die Liebe meiner Eltern

Peter Liechti, Suisse, 2013o

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Il fut un temps où les parents ne ressentaient que «malheur et misère», lorsque leur fils leur rendait visite – et il n’en allait pas autrement du fils. Alors on s’évitait autant qu’on le pouvait. Pendant des décennies, la situation n’a guère changé. Dans ce film, le réalisateur fait le procès-verbal de ses retrouvailles avec ses parents – et tente la révision de son histoire personnelle. Ce faisant, une nouvelle image des parents se révèle, laissant apercevoir de temps en temps quelques images d’une époque achevée depuis longtemps. En revanche, l’histoire de leur couple, drame intemporel, est touchante – et face à elle, nous ne ressentons aujourd’hui que «malheur et misère».

Man könnte sagen, Liechti sei ganz unkriegerisch ins System eines wertefesten Bünzlitums gedrungen, das auch in ihm hockt und in uns: als Gefahr, als Möglichkeit, als Nostalgie. Und deshalb ist er nun viel weiter gekommen als bis zum Porträt des Vaters, dieses lebensfrohen, hartnäckigen Rechthabers, (...) viel weiter auch als bis zum Porträt der Mutter, einer schwermütigen, frommen Frau (...), nämlich bis zum beständigen und überständigen Charakter einer Generation mit ihrer sturen Würde. Im Grunde, scheints, ist Peter Liechti aber zu sich selbst gelangt.

Peter Schneider

Galerie photoso

25/11/2013
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Tages-Anzeiger, 25/09/2013
Die sture Würde des Bünzli

Fürchterlich liebenswürdig: Der Schweizer Filmemacher Peter Liechti (Signers Koffer) lässt in seinem Dokumentarfilm Vaters Garten die eigenen Eltern von sich erzählen.

De Christoph Schneider  

Fassen wir zusammen. So alt, kahl und klug einer wird: Solange man Eltern hat, bleibt man ein Kind, ein liebendes im besten Fall, ein hassendes im schlimmsten oder etwas dazwischen, auch das soll vorkommen. Bei allem, was man tut, geht es doch nur um das eine: den Stolz des Vaters und das Leuchten in Mutters Augen. Und hat man es erreicht, ist es vielleicht auch wieder nicht recht, denn es erinnert einen an dieses Kindsein, das nicht endet, und das kann genierlich werden und ein Erwachsenenleben belasten.

Im Schweizer Kino ist das allein in diesem Jahr so oft ein dramatisches Grundmotiv und psychologisches Fundament gewesen - in Marcel Gislers Rosie, in Bettina Oberlis Lovely Louise und jetzt im Dokumentarfilm Vaters Garten von Peter Liechti -, dass einem dazu schon fast nichts mehr einfällt als: So ist es halt, und wie es ist in seinem Kreislauf, ist es menschlich, bitterzart und fürchterlich; wobei man doch immer bedenken sollte, dass nicht mehr die Hebamme dran schuld ist, wenn man dann einmal stirbt.

Jedes Wort ein Haken

Unter den Filmen vom Glück und Elend familiärer Verhältnisse ist Vaters Garten der, welcher am schmerzlichsten ans Lebendige geht. Er ist der berührendste in seiner Unsentimentalität. Der fürchterlichste in seiner Liebenswürdigkeit. Der genauste in seiner Ambivalenz. Das ist, weil der Autor Peter Liechti, Jahrgang 1951, sich selbst an die lebendige, lang beiseitegelegte Kindlichkeit ging und den eigenen Eltern an ein Elterntum, von dem sie glaubten, sie hätten es überstanden, so wie ihre Liebe all die Lieblosigkeiten überstanden hat, die im Lauf von 63 Jahren Ehe so zusammenkommen.

Ein Sohn hört seinen Eltern zu und bekommt viel zu hören. Es sei nicht leicht gewesen mit ihm, viel schwierige' als mit Ursi, der Schwester, sagt die Mutter. Keine Harmonie. Immer nur Widerworte, gegen die sie sich nicht habe wehren können, und jedes ihrer Worte ein Haken, an dem er sie aufgehängt habe. Wirklich, sie hätte sich oft einen «einfacher denkenden» Buben gewünscht.

Nein, leicht wars nicht, gibt der Vater zu verstehen, nicht für einen, dem es nicht wohl ist, wenn keine Ordnung ist wie in seinem Schrebergarten, wo die Tomatenstecken gewaschen und etikettiert werden und die Erdbeeren ausgerichtet nach der Schnur wachsen. Und wenn er, der Peter, dann gekommen sei mit langen Haaren und zerrissenen Jeans, dann habe man sich also schon geschämt und sich gefragt, ob man eigentlich alles falsch gemacht habe.

Aber leicht wird es eben auch für Peter Liechti nicht gewesen sein, vermutlich, der hineinwuchs in rebellischere Zeiten und darin die Eltern verlor und gewissermassen abhängte für lange Jahre, nicht im Streit, sondern weil Vater und Mutter auch nicht anders konnten als zu sein, wie sie waren: die Kinder ihrer Eltern und ihrer Zeit.

Das ist die Ausgangslage und bereits eine gescheite Erkenntnis in Vaters Garten. Der Film ist ein Werk der Reife und der Versöhnlichkeit. Man könnte sagen, Liechti sei ganz unkriegerisch ins System eines wertefesten Bünzlitums gedrungen, das auch in ihm hockt und in uns: als Gefahr, als Möglichkeit, als Nostalgie. Und deshalb ist er nun viel weiter gekommen als bis zum Porträt des Vaters, dieses lebensfrohen, hartnäckigen Rechthabers, der seinen Garten diszipliniert und seine Frau, der er es immer noch nachträgt, dass sie sich die AHV auf ein eigenes Konto überweisen lässt (es fallen ihm da ein paar Schikänchen ein, dass einen schaudert). Viel weiter auch als bis zum Porträt der Mutter, einer schwermütigen, frommen Frau, deren Hoffnungen sich im Glauben aufgelöst haben und deren Liebe mit einem Schrebergarten konkurriert. Nämlich bis zum beständigen und überständigen Charakter einer Generation mit ihrer sturen Würde. Im Grunde, scheints, ist Peter Liechti aber zu sich selbst gelangt.

Aus Eltern werden Hasen

Damit es gelingen konnte, schuf ein erwachsenes Kind sich künstlerisch die nötige Distanz. In entscheidenden Momenten der Nähe verlässt der Film die alltägliche Realität der Liechtis und geht über in ein Puppenspiel (mit den Stimmen von Nikola Weisse, Horst Warning und Stefan Kurt). Dort werden aus Eltern braune Hasen, Fluchttiere mit Hemd und Küchenschürze, und Peter, der Sohn, und Liechti, der Filmautor, treten als schmerzgrinsende Marionette aus ihrer respektvollen Zurückhaltung und schlagen ihren Holzkopf auf den Holzboden Familie. Da nun, in Hochdeutsch gehaltenen Originalzitaten und einmal in einem wunderbaren Robert-Walser-Gedicht, konzentrieren sich die Hakenschläge eines Familienlebens, die Skurrilität des Beständigen und das Wehmütige und Schmerzhafte einer langen Liebesgeschichte, in der die Liebenden von sich sagen, sie hätten in all den Jahren in gar nichts zusammengepasst.

Mit dem Kopf gegen die Mauer

Nicht alle Fremdheit wurde überwunden, wir reden hier nicht von filmischer Versöhnungsmagie. Peter Liechti, der schwierige Sohn, ist auch im übertragenen Sinn manchmal mit dem Kopf gegen eine Mauer gerannt. Sie hoffe, sagt die fromme Mutter einmal, das Beten verhelfe ihr zu einer kleinen Wohnung im Haus des Herrn. Wo er lande ihrer Meinung nach, fragt der Sohn, und die Mutter zögert lang. Sie bete halt darum, dass er auch ins Paradies dürfe, sagt sie dann. Und die Schwester, die Ursi, die zu Besuch gekommen ist und noch besser als die Mutter weiss, wo Gott und der Teufel hocken, sagt gar nichts. Solche Abgründe überspringt einer auch mit dem feinsten Film nicht, wahrscheinlich.

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24/09/2013
© Tous droits réservés Filmbulletin. Fourni par Filmbulletin Archiv
Die Wochenzeitung, 25/09/2013
© Tous droits réservés Die Wochenzeitung. Fourni par Die Wochenzeitung Archiv
peterliechti.ch, 30/05/2019
© Tous droits réservés peterliechti.ch. Fourni par peterliechti.ch Archiv
SRF, 24/09/2013
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Peter Liechti über "Vaters Garten - Die Liebe meiner Eltern"
/ arttv.ch
de / 29/09/2013 / 7‘22‘‘

Peter Liechti: Abschied von einem Suchenden
/ SRF
de / 10/04/2014 / 3‘57‘‘

Peter Liechti: Masterclass on documentary filmmaking (7 parts)
/ Scottish Documentary Institute
en / 19/03/2014 / 25‘00‘‘

Données du filmo

Autres titres
Father's Garden - The Love of My Parents EN
Genre
Documentaire, Animation
Durée
93 Min.
Langue originale
Allemand
Prix importants
Prix du film suisse 2014: Meilleur documentaire
Ratings
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ØVotre évaluation7,5/10
IMDB:
7,2 (78)
Cinefile-User:
8,3 (3)
Critiques :
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SRF, de , 3‘57‘‘
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gPresse écrite
Critique Süddeutsche Zeitung
Martina Knoben
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Critique Tages-Anzeiger
Christoph Schneider
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Critique Filmbulletin
Irene Genhart
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Bericht-Interview mit Peter Liechti
Die Wochenzeitung / Marcy Goldberg
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Statement des Regisseurs
peterliechti.ch / Peter Liechti
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Bericht zum Film
SRF / Sibilla Semadeni
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