Tell
Nick Hamm, GB, Italie, 2025o
1307, le Saint-Empire romain germanique est en proie à des troubles. La Suisse est opprimée par les Habsbourg et ses citoyens souffrent sous le joug de percepteurs impitoyables. Lorsqu'un paysan se venge d'un Habsbourg, il trouve en Guillaume Tell un allié. Le conflit s'intensifie lorsque le bailli autrichien Gessler ordonne à Tell de tirer une pomme placée sur la tête de son fils. Tell rejoint la résistance et devient le chef de la lutte pour l'indépendance de la Suisse.
Die französische Freiheitsheldin Jeanne d'Arc wurde im Kino schon von einer gebürtigen Italienerin und einer Ukrainerin verkörpert, der schottische Braveheart vom Australier Mel Gibson. Warum also nicht der Däne Claes Bang als Wilhelm alias William Tell in einem englischsprachigen Historienepos voller angelsächsischer Actionkämpen und Fieslinge unter Zugabe von Altstars wie Ben Kinglsey und Jonathan Price? Nationale Mythen kennen keine Grenzen, das wusste schon der Deutsche Friedrich Schiller, als er der Schweiz 1804 ihren aus Chroniken und Sagenstoffen zusammengeklitterten Lieblingshelden schenkte. Merkwürdigerweise hält sich der Ire Nick Hamm bei seiner Verfilmung des Stücks mit Ausnahme eines sequelseligen Finales so eng an die Vorlage, dass er sich auch deren Probleme einhandelt: Die Figuren sprechen ein altertümelndes Englisch, das selbst die Darsteller nicht immer ganz zu verstehen scheinen. Und bei der Verknüpfung des Tell-Stoffs mit dem Gründungsmythos der Schweiz und der Romanze zwischen der abtrünnigen Nichte des Habsburger Königs und einem demokratisch bekehrten Schweizer Adeligen tut er sich mit der Unterscheidbarkeit der Figuren, Handlungsstränge und Schauplätze ähnlich schwer wie einst der Weimarer Dichter. Was bleibt, sind die Schauwerte und exotischen Zutaten: Tells Frau ist eine aus den Kreuzzügen mitgebrachte orientalische Schönheit, sein Adoptiv-Sohn Walter ein zukunftsweisender nahöstlicher Friedensengel, Tells Verbündeter unter den Kirchenleuten ein Inder... Die Schweizer Schauplätze, vorwiegend im Südtirol gefilmt, sind wunderschön anzusehen, die Schlachten deftig, die Figuren mit Ausnahme des posttraumatisch belasteten Tell alle gleich unerschütterlich und die Frauen – feministische Ehrensache – besonders kampflustig. Dieser internationale Tell hält mit andern Worten problemlos das Niveau der gängigen Historien-Schlachtplatten auf Netflix & Co.: spektakulärer Unsinn, den man sich nicht ohne Vergnügen ansieht. Könnte an den Kassen funktionieren.
Andreas FurlerGalerie photoso



