Köpek

Esen Isik, Turquie, Suisse, 2015o

s
vretour

Une journée dans la mégalopole d’Istanbul. Cemo, un petit vendeur de mouchoirs en papier âgé de dix ans, Hayat, une épouse tyrannisée, et Ebru, une prostituée transsexuelle – ils tentent tous de réaliser leur rêve du grand amour. Une histoire sans fioritures sur la nostalgie, l’amour, le destin, l’injustice et la violence.

Diese Menschen sind zu sensibel, um in einer patriarchalischen Gesellschaft überleben zu können. Wie die vielen Istanbuler Strassenhunde sind auch sie ganz auf sich selbst gestellt. Ein radikaler Film, der unbarmherzig mit dem Publikum verfährt: düster, verstörend, unheimlich -- und schliesslich auch sehr blutig.

Pierfrancesco Basile

Der symbolisch schlichte, durch keinerlei Zwischentöne oder Reflexionen gebrochene Film ist der italienischen Aktionskünstlerin Pippa Bacca (1974-2008) gewidmet, die während ihrer „Bride on Tour“-Reise am Stadtrand von Istanbul vergewaltigt und getötet wurde.

N.N.

Galerie photoso

cineuropa.org, 06/10/2015
© Tous droits réservés cineuropa.org. Fourni par cineuropa.org Archiv
16/12/2015
© Tous droits réservés Filmbulletin. Fourni par Filmbulletin Archiv
Neue Zürcher Zeitung, 08/12/2015
© Tous droits réservés Neue Zürcher Zeitung. Fourni par Neue Zürcher Zeitung Archiv
Tages-Anzeiger, 08/03/2017
«Gewalt gegen Frauen hat zugenommen»

Der in Istanbul geborenen Filmregisseurin Esen Isik zufolge sind in der Türkei Morde an Frauen eine grässliche Normalität. Sie sieht einen Grund darin, dass die politische Kultur kaum Kritik zulässt.

De Tugba Ayaz 

Die Türkei hat ein politisch aufwühlendes Jahr hinter sich. Ist die Stimmung im Land anders?

Ich empfinde die Situation in der Türkei heute nicht unruhiger als etwa vor 30 Jahren. Es gibt kaum einen Zeitraum in der türkischen Geschichte, der nicht von politischen Unruhen geprägt ist. Eingeschränkte Meinungs- und Pressefreiheit, autoritäre Staatsführung und blutige Konflikte zwischen Türken und Minderheiten sind keine neuen Phänomene. Früher stand das international vielleicht nicht so im Fokus, weil vor Präsident Erdogan in der türkischen Politik niemand so offenkundig zum autoritären Führungsstil stand. Natürlich hat sich die Repression in vielen Belangen verschärft, seit Erdogans islamisch-konservative AKP regiert. Aber im Grunde führt sie eine Politik fort, deren Grundzüge bereits angelegt waren.

Wie hat sich die AKP dermassen etablieren können?

Sie hat vor allem die Menschen in der Provinz erreicht, indem sie in den Regionen mit materieller Unterstützung bessere Lebensbedingungen geschaffen hat. Das klingt banal, aber bei rund 60 Prozent, die unter dem Existenzminimum leben, bewährt sich das. Zudem hat die Partei in ohnehin konservativen Regionen die Religion als Mittel zum Zweck eingesetzt. Durch das säkulare Staatsmodell wurde die Religion jahrzehntelang strikt von der Politik ferngehalten. Der AKP ist es gelungen, dem Volk einen realen Bezug zur Politik zu geben und sein Vertrauen zu gewinnen. So hat sich ihre Mentalität nach und nach in der Gesellschaft etabliert. Auf der Ebene des Staatsapparats hat das dann gleichermassen funktioniert. Behörden und Justiz handeln mittlerweile nur noch im Sinne der AKP-Regierung.

Haben sich die Frauenrechte unter der AKP verschlechtert?

Ja. Die Türkei hat schon vieles gesehen, aber noch nie einen Staatspräsidenten, der allen Ernstes die Sichtweise vertritt, dass die Gleichstellung von Mann und Frau der Natur widerspricht. Oder dass Frauen in der Öffentlichkeit nicht lachen sollen, weil es dem Spiel mit den Reizen gleichkommt. Mehrere Langzeitstudien belegen, dass während der Regierungszeit der AKP die Gewalt gegen Frauen zugenommen hat. Einer aktuellen Studie zufolge werden in der Türkei täglich bis zu zwei Frauen durch von Männern ausgeübte Gewalt getötet.

«Köpek», Ihr erster Spielfilm, handelt auch von Gewalt gegenüber Frauen. Sie haben ihn der italienischen Aktionskünstlerin Pippa Bacca gewidmet. Warum?

Ihre Geschichte hat mich dazu bewegt, dieses Drehbuch überhaupt zu schreiben. Sie trat 2008 ihre Reise für den Frieden im selbst genähten Brautkleid an. Sie wollte per Anhalter von Mailand nach Jerusalem reisen, in Istanbul wurde sie vergewaltigt und ermordet. Für mich hat das viele Fragen aufgeworfen. Es zeigte die Gewalt gegen Frauen in ihrer hässlichsten Gestalt. Viele Frauen in der Türkei teilen das gleiche Schicksal wie Pippa. Die Debatte über diesen Vorfall war ein Sinnbild dafür, wie tief das eigentliche Problem in der türkischen Gesellschaft verankert ist.

Inwiefern?

Dass wir tatsächlich in einem Land leben, in dem Frauenmörder und Gewalt gegen Frauen nicht entsprechend bestraft werden, Justiz und Gesellschaft wegschauen. Damals zeigte man sich schockiert über die Gräueltat, keine Frage. Doch dem folgte ein: «Aber es ist eben schon leichtsinnig, als Frau per Anhalter alleine . . .» Dass sie es herausgefor­dert habe, schwang immer mit. Das zeigt doch, dass die Gesellschaft diese Mentalität nährt und sie nicht hinterfragt.

Der Grossteil der türkischen Gesellschaft ist also nicht kritisch?

In der Türkei gehört es nicht zur politischen Kultur, zu reflektieren und Sachverhalte zu hinterfragen. Das liegt unter anderem an der Art, wie Geschichte und Politik im Bildungssystem vermittelt werden. Da spielt der Bildungsstand ­natürlich eine Rolle, entscheidend ist er aber nicht. Es wird so getan, als sei seit der Republiksgründung nichts mehr passiert. Als ob es keine Militärputsche gegeben hätte, keinen blutigen Krieg mit den Kurden, keine Morde an Intellektuellen. Hinzu kommt ein ausgeprägter Nationalismus. Das lässt keine objektive, kritische Betrachtung der eigenen ­Kultur zu. Der Grossteil der türkischen Gesellschaft verharrt in der Rolle des ­Zuschauers.

Sehen Sie einen dritten Weg für die Türkei?

Mir scheint, dieser Zug ist abgefahren. Ein Anfang in diese Richtung wäre zumindest die Erkenntnis – von Umsetzen spreche ich da noch gar nicht –, dass etwa eine funktionierende Demokratie oder das Respektieren von Menschenrechten das Fundament einer pluralis­tischen Zivilgesellschaft bilden. Dafür müsste sich die Türkei aber erst mal ihrer eigenen Identität bewusst werden. Die Säkularisierung war nicht nur gut. Es war auch ein systematisches Verdrängen der orientalischen Kultur. Die Türkei ist auch deswegen in sich gespalten. Einerseits bewundert sie den Westen und macht die eigene Kultur klein. Andererseits fühlt sie sich vom Westen unverstanden. Ich glaube, die türkische Seele versteht sich nicht einmal selbst.

© Tous droits réservés Tages-Anzeiger. Fourni par Tages-Anzeiger Archiv
Interview mit Esen Isik
/ Zurich Film Festival
de / 29/09/2015 / 8‘07‘‘

Données du filmo

Autres titres
Hund DE
Dog EN
Genre
Drame
Durée
94 Min.
Langue originale
Turc
Ratings
cccccccccc
ØVotre évaluation6,6/10
IMDB:
6,6 (301)
Cinefile-User:
< 10 votes
Critiques :
< 3 votes

Casting & Equipe techniqueo

Salih BademciHakan
Cemal ToktasMurat
Hakan KarsakKaan
PLUS>

Bonuso

iVidéo
Interview mit Esen Isik
Zurich Film Festival, de , 8‘07‘‘
s
gPresse écrite
Critique cineuropa.org
Giorgia Del Don
s
Critique Filmbulletin
Tereza Fischer
s
Critique Neue Zürcher Zeitung
Martin Walder
s
Interview mit Esen Isik
Tages-Anzeiger / Tugba Ayaz
s
Nous utilisons des cookies. En naviguant sur cinefile.ch, vous acceptez notre politique d'utilisation des cookies. Pour plus de détails, voir notre déclaration de protection des données