Love Lies Bleeding

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Der Krimiautor Raymond Chandler schrieb über eine Fotozeitschrift einmal, dass sie sich an Leute richte, deren Lippen sich beim Lesen bewegen. Das Gleiche gilt für das US-Debüt der britischen Jungregisseurin Rose Glass: ein Erotikthriller mit Bildern und Dialogen, hinter denen sich nichts versteckt, das nicht ausdrücklich gesagt oder gezeigt wird. Was wir sehen: eine schroffe Working-Class-Version von Kristen Stewart, genannt Lou, die als lesbisches Girl für alles im Fitnessclub eines Midwest-Nests jobbt und sich in eine Bodybuilderin verguckt, deren Muskeln bei Wutausbrüchen knirschen. Die Kraftfrau will an einen Wettkampf in Las Vegas, hat sich aber gerade einen Job auf einer Schiessanlage erschlafen, ohne zu wissen, dass deren Besitzer der Vater von Lou ist, den diese einen kriminellen Psychopathen nennt. Was man ahnt: Es kommt nicht gut, wenn sich die beiden hitzigen Frauen Lous Schwager vorknöpfen – denn der hat nicht nur Lous Schwester spitalreif geprügelt, sondern auch als Handlanger von Lous Vater gute Dienste geleistet. Was als Zugabe zum elementaren Plot anfällt: tolle Aufnahmen der nächtlichen Stadt und ihres Gesindels, handfeste lesbische Sexszenen, bei denen mehr suggeriert als gezeigt wird, zudem Ed Harris als der väterliche Althippie mit Langhaarkranz und gefährlicher Aura wie aus einem Film von David Lynch. Überhaupt ist Lynch die offensichtlichste von einigen Referenzen. Erreicht wird das Vorbild zwar nicht, weil dessen genialische Verworrenheit fehlt, doch spannend, momentweise bizarr und hinreichend amoralisch ist das Ganze schon.